Schwarze Flaggen by Warrick Joby

Schwarze Flaggen by Warrick Joby

Autor:Warrick, Joby [Warrick, Joby]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783806235289
Herausgeber: WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Während sich in jenem Sommer Zarqawi und Al-Qaida darüber stritten, ob man Geiseln die Köpfe abhacken durfte oder nicht, rief Präsident George W. Bush die erste Sicherheitskonferenz im Weißen Haus ein, bei der es ausschließlich um den jordanischen Terroristen ging.

Am Morgen des 29. Juni 2005 saßen die Teilnehmer eng zusammengepfercht im Situation Room. Bush hatte inzwischen das erste halbe Jahr seiner zweiten Amtszeit hinter sich. Er hatte bereits in seinem Ledersessel an der Stirnseite des polierten Konferenztisches Platz genommen, als die anderen altbekannten Gesichter eintrafen – Vizepräsident Dick Cheney, Außenministerin Condoleezza Rice, Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und Steve Hadley, der Berater für Nationale Sicherheit. Die Moderation übernahm an jenem Morgen Michael V. Hayden, Vier-Sterne-General der Air Force: Der spätere CIA-Direktor war damals Erster Stellvertreter im Büro des US-Geheimdienstkoordinators.

Hayden eröffnete die Sitzung mit einem Überblick über die Biografie des berüchtigtsten Terroristen im Irak. Er erzählte, wie Zarqawi im trostlosen Zarqa aufgewachsen war, wo er schon als Jugendlicher straffällig wurde, berichtete von seiner Zeit in Afghanistan, davon, wie er zur Religion fand, von seiner Zeit im Gefängnis. Er beschrieb das Lager in Herat, die Flucht in die Berge im Osten des Irak, die Ermordung des Diplomaten Laurence Foley und seine Verbindungen zum »Millennium Plot«. Dann sprach er über Zarqawis erste terroristische Aktivitäten im Irak; es war eine Mischung aus raffiniertem Vorgehen und »purem Glück« gewesen, wie Hayden es ausdrückte, die ihm gezielte Anschläge auf gemäßigte schiitische Geistliche und das Hauptquartier der Vereinten Nationen in Bagdad ermöglichte.

Bush horchte auf. »Er hat Sérgio getötet?« Der Präsident meinte den Diplomaten Sérgio Vieira de Mello, der bei Zarqawis spektakulärem Sprengstoffanschlag auf das UNO-Gebäude im ersten Kriegssommer gestorben war. Bush hatte den adretten Brasilianer gekannt und gemocht. »Das wusste ich nicht.«

Als es darum ging, die nächsten Maßnahmen zu besprechen, erteilte Bush Rumsfeld das Wort, der der Gruppe einen Neuling vorstellte: Stanley McChrystal, den Chef der Joint Special Operations Command. Der Offizier, der für die Jagd nach Zarqawi verantwortlich war, befand sich zufällig auf Besuch in den Vereinigten Staaten und sollte dem Präsidenten persönlich Rede und Antwort stehen.

»Stan wird Ihnen mitteilen, was wir alles tun, um Zarqawi zu schnappen«, sagte Rumsfeld zu Bush.

Laut seinem schriftlichen Bericht über die Sitzung hielt Generalmajor McChrystal einen Vortrag und zeigte ein paar Dias, wobei Bush ihn immer wieder unterbrach und ihm Fragen stellte.

Als er fertig war, sah Bush den Generalmajor eine Weile nachdenklich an. »Werden Sie ihn kriegen?«, fragte der Präsident schließlich.

»Das werden wir, Herr Präsident«, antwortete McChrystal mit aller Überzeugungskraft, die er aufbieten konnte. »Daran habe ich keinerlei Zweifel.«

Etwas später beim Meeting wandte sich Bush noch einmal an McChrystal: »Wollen Sie ihn töten oder gefangen nehmen?«

»Ich würde ihn gerne gefangen nehmen, Herr Präsident.«

»Warum töten wir ihn denn nicht einfach?«, fragte Bush.

Die Anwesenden lachten nervös.

»Nun, Herr Präsident, um ehrlich zu sein, möchte ich mit ihm reden. Er weiß viele Dinge, die wir ebenfalls wissen sollten.«

Damit schien Bush zufrieden. Er lächelte. »Guter Punkt.«

McChrystal war tatsächlich zuversichtlich, auch wenn es momentan keine greifbaren Hinweise auf Zarqawis Aufenthaltsort gab. Dafür hatte McChrystals Task-Force 6–26 bereits mehrere Leutnants des Terroristen aufgespürt.



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